Kevin Reymann

Ein Blog.


Apple öffnet sich

Ein wenig.
Zumindest das iPhone.
In Europa. Jedenfalls in den 27 EU-Staaten.
Mit Einschränkungen.

Die EU hat Apple mit dem „Digital Services Act“ (DMA) ein Ultimatum gestellt, auf dem iPhone (iOS) die Monopolstellung des App Store zu überdenken und iOS für andere „App Marktplätze“ zuzulassen. 15 Jahre lang hat Apple 30 % von jedem umgesetzten Dollar abgezwackt.

Apple musste reagieren und die Antwort heißt iOS 17.4. Das jetzt als Beta und im März für alle erhältliche Update soll App Stores neben dem App Sore zulassen. Mit Abstrichen. Eine einzelne App lässt sich noch immer nicht ohne den Umweg über (einen) App Store installieren. Wer einen eigenen App-Marktplatz ins Leben rufen will, muss erst mal nachweisen, dass er über mindestens eine Million Euro verfügt. Dazu muss für jede Installation einer App (und der des App-Stores) eine sogenannte „Core Technology Fee“ an Apple abgeführt werden. 0,50 EUR sind das. Ab dem ersten Download. Somit kosten kostenlose Apps dem Betreiber des App-Stores nun auch Kohle. Dazu will Apple die Apps für den freien App-Store nach wie vor begutachten und zumindest auf Malware und ähnlichem durchsuchen. Inhaltlich soll es aber keine Regularien geben.

Konzerne wie Meta oder Microsoft werden sich das leisten können. Epic wohl auch, um Fortnite wieder aufs iPhone zu bringen. Für kleine Entwickler einer womöglich sogar kostenlosen App ist das Ganze eher nichts.

Im März werden wir mit 17.4 also erst mal nichts Neues sehen, prognostiziere ich. Mal abgesehen davon, dass die EU erst einmal prüfen will, ob deren Digital Services Act jetzt auch eingehalten wird, oder ob der von Apple vorgestellte Weg noch mal moniert wird.

Regulierungsbehörden in der EU und anderswo zielen mit ihren Maßnahmen darauf ab, faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen und zu erhalten, um sicherzustellen, dass Märkte effizient und gerecht funktionieren. Dabei geht es nicht darum, den Erfolg von Unternehmen zu bestrafen, sondern darum, einen Rahmen zu schaffen, in dem Wettbewerb und Innovation gedeihen können, zum Nutzen der Verbraucher und der Wirtschaft insgesamt.

Das ist eine Aussage, der ich grundsätzlich zustimme. Ich muss aber auch sagen, dass ich mich mit Apples Regelwerk nie sonderliche eingesperrt gefühlt habe. Der App Store ist für mich als Endkunde schlicht praktisch. Meine Zahlungsdaten sind hinterlegt. Ich bekomme alle Updates automatisch aus einer App. Ich habe eine Übersicht meiner App Abos. Um es kurz zu sagen, es ist doch niemand gezwungen ein iPhone zu benutzen. Es gibt Alternativen, welche offener sind.

Aber es gab noch mehr zu verkünden…

  • Apple lässt erstmals neben WebKit andere Browser engines zu. Außerdem wird es einen Auswahldialog geben, um einen anderen Browser als Standard zu wählen, wie wir ihn unter Windows vor 20 Jahren (mehr oder weniger…) schon in Sachen Internet Explorer kennen.
  • NFC wird für andere Zahlungsdienstleister geöffnet. Die Leute von LIDL- oder Payback-Pay haben bestimmt die Sektkorken knallen lassen. Ich bin hier auf die Umsetzung gespannt und die Volksbanken haben bereits Interesse bekundend, die gute alte GiroCard für diese iPhone-NFC-Zahlungen freizugeben. Aus Bankensicht natürlich verständlich, die paar Cent (mal x Millionen Transaktionen), welche Apple durch Apple Pay einsackt, selbst behalten zu wollen. Ich will aber mein Wallet mit dem schnellen Kartenwechsel nicht aufgeben. Ich möchte an der Kasse nicht erst eine Supermarkt- oder Banking App öffnen, um bezahlen zu können.
  • Cloud Gaming wird ab März erlaubt sein. Aus Endnutzersicht und heutiger Betrachtungsweise ist das wohl der interessanteste. Auch diese Entscheidung wird Apple nicht leicht gefallen sein. Ein neues Gerät mit neuem Apple Silicon wird vielleicht in Zukunft etwas weiter aufgeschoben – die Berechnungen laufen ja eh in der Cloud.

Apple öffnet sich etwas. Sie haben den DMA umgesetzt – aber mit Einschränkungen, welche sich die EU so sicherlich nicht vorgestellt hat und so unattraktiv sind, dass sich nur große Konzerne wie Meta und Microsoft diese leisten könnten. Dazu sei betont, für die meisten dieser Anpassungen, werden nur in den 27 EU-Ländern umgesetzt. Sicherlich ein wichtiger Markt. Aber die Musik spielt woanders viel lauter…


Kommentare

Eine Antwort zu „Apple öffnet sich“

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