Kevin Reymann

Ein Blog.


Mein halbes Jahr mit der Vision Pro

Es sind jetzt mehr als sechs Monate vergangen, seitdem Apple die Vision Pro auf den Markt gebracht hat und ich sie über eine wilde Aktion nach Deutschland importiert habe. Die Euphorie war anfangs groß – die „räumliche Computer-Revolution“ sollte beginnen. Doch inzwischen ist die allgemeine Wahrnehmung des Produkts gekippt. Von „das fortschrittlichste Gerät aller Zeiten“ zu „teurer Flop“. Aber ist das gerechtfertigt? Ich habe mir die Vision Pro in dieser Zeit genauer angesehen und kann sagen: Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen.

Am beeindruckendsten ist das, was Apple mit den Displays und der Immersion hinbekommen hat. Wer sich ein 3D-Video oder eine immersive Experience anschaut, wird schnell merken, dass sich das Erlebnis stark von dem unterscheidet, was VR-Brillen bisher bieten. Das Gefühl, in eine andere Umgebung einzutauchen, funktioniert tatsächlich unglaublich gut. Ob man nun in einem virtuellen U-Boot sitzt und durch die Tiefen des Ozeans fährt oder auf einer Bergspitze den Ausblick genießt – das ist schon ein verdammt cooler Effekt. Es gibt auch einige Apple-Immersive-Videos, die das sehr gut demonstrieren, aber die Auswahl ist noch zu klein.

Ein häufig genanntes Feature ist das „Arbeiten im Vision Pro“. Apple bewirbt das Headset als eine Art riesigen virtuellen Bildschirm für den Mac. Tatsächlich wurde das Feature inzwischen mit einem Update verbessert, sodass nun auch breitere virtuelle Bildschirme genutzt werden können. Für gelegentliche Arbeitssessions ist das ganz nett, aber von einer vollwertigen Alternative zu einem echten Setup mit mehreren Monitoren ist die Vision Pro noch weit entfernt. Die Immersion ist zwar gut, aber das Tragegefühl sorgt dafür, dass man nach einer Weile einfach wieder auf einen klassischen Monitor umsteigen möchte.

Apple lässt auch beim Gaming Potenzial liegen. Eigentlich wäre das Gerät perfekt geeignet, um VR-Spiele auf einem neuen Level zu etablieren. Apple hätte mehr als genug finanzielle Mittel, um Studios zu unterstützen und ein paar exklusive Signature-Titel zu entwickeln, die das Beste aus der Hardware herausholen. Stattdessen überlässt man das Thema weitgehend Drittanbietern und macht kaum Anstalten, sich im Gaming-Bereich ernsthaft zu positionieren. Das ist schade, denn mit einem starken Ökosystem könnte die Vision Pro ein völlig neuer Gaming-Hotspot werden – aber aktuell passiert das nicht.

Die größten Probleme der Vision Pro sind der Preis und das Tragegefühl. Rund 4000 Euro für die Brille (plus Zeiss Linsen und eventuell dem Astronauten-Case) ist eine Summe, die nur eine sehr kleine Zielgruppe bereit ist zu zahlen. Dazu kommt, dass das Gewicht und der Tragekomfort es schwierig machen, das Headset über längere Zeit angenehm zu nutzen. Ein leichteres Modell mit besserem Balancing wäre dringend nötig.

Auch stellt sich mir die Frage, wie lange der M2-Chip noch ausreichend ist. Vision Pro kommt mit visionOS 2.4, aber wie viel Luft ist da noch für weitere Features?

Trotz all dieser Kritikpunkte würde ich nicht sagen, dass die Vision Pro ein kompletter Flop ist – noch nicht. Sie ist ein beeindruckendes Stück Technik, das aber noch nicht seinen Platz im Alltag gefunden hat. Wenn Apple das Produkt weiter links liegen lässt, könnte es allerdings genau darauf hinauslaufen. Ich hoffe, dass Apple auf der WWDC 2025 der Vision Pro viel Zeit einräumen wird, um neue Features vorzustellen. Ein Hardware-Update sehe ich im Moment nicht. Wenn sie das Produkt nicht weiterentwickeln und das Ökosystem nicht ausbauen, wird die Vision Pro eine teure Spielerei bleiben, die nur wenige wirklich nutzen. Aber das wäre schade – denn die Technik dahinter hat das Potenzial, wirklich groß zu werden. Apple muss jetzt nur beweisen, dass sie es mit „räumlichem Computing“ wirklich ernst meinen.


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